Zürcher Poetikvorlesungen

An drei Abendvorträgen im November reflektieren renommierte Autor*innen im Literaturhaus Zürich über das eigene Schreiben  seit 26 Jahren.

Raumfragen – Poetikvorlesungen von Monika Rinck

Wer sich einem Gedicht «nähert», sich «über es beugt» oder sich in es «vertieft», der tritt ein in einen poetischen Raum. Jedes Gedicht ist ein räumliches Gebilde, ein graphisches Textarrangement, ein Ensemble aus Zeichen, Worten und Schriftspuren. Jeder Vers ist definiert durch die Leerstellen und Weißräume, die ihn umgeben und jede Lektüre mitbestimmt durch das Material des Buches, die Fläche des Bildschirms oder den Bühnenraum der Lesung. Gedichte produzieren ihre eigenen Untiefen, sie reflektieren und reagieren auf die Räume, in denen sie verortet sind und von denen sie sprechen, und erkunden deren Abgründe.

Die diesjährige Zürcher Poetikvorlesung der Autorin Monika Rinck widmet sich diesen «Raumfragen». Die Vorlesungen erkunden die poetischen Räume, die das Gedicht umgeben, die es selbst produziert, und die Leerstelle, die es hinterlässt, wenn es endet. Sie befragen die digitalen Räume in Zeiten automatisierter Textproduktion, die Oberflächen des algorithmischen Verfahrens und die – fehlende? – Tiefe des digitalen Textes. Sie nähern sich den städtischen Räumen, in denen, abseits aller Naturlyrik, literarische Texte heutzutage entstehen, und fragen nach dem urbanen Stimmengewirr, den sozialen Konflikten und kulturellen Gemengelagen, aus denen Gedichte hervorgehen.

Monika Rinck (*1969 in Zweibrücken) ist die derzeit vielleicht angesehenste deutschsprachige Lyrikerin. Für ihr literarisches Werk, das u.a. aus Gedichtbänden – u. a. zum fernbleiben der umarmung (2007), Honigprotokolle (2012), Alle Türen (2019) –, essayistischen Schriften und Hörspielen besteht, ist sie zahlreich prämiert worden, u. a. mit dem Kleist-Preis (2015), dem Ernst-Jandl-Preis für Lyrik (2017) und dem Berliner Literaturpreis (2021). Rinck hatte mehrere Poetikdozenturen inne, u. a. in Münster, Göttingen, Frankfurt am Main und an der FU Berlin. Sie unterrichtet seit April 2023 als Professorin für Literarisches Schreiben an der Kunsthochschule für Medien in Köln. Im Oktober 2024 erscheint ihr neuster Gedichtband «Höllenfahrt & Entenstaat».

Vorlesungen und Kolloquium

Vorlesungen
Literaturhaus Zürich, 20:00-22:00 Uhr

Donnerstag, 7.11.2024
Poetischer Raum

Donnerstag, 14.11.2024
Digitaler Raum

Donnerstag, 21.11.2024
Städtischer Raum

Werkstattgespräche am Deutschen Seminar
(für Studierende)

Freitag, 8.11., 15.11. und 22.11.2024
Schönberggasse 9, 8001 Zürich

Begleitseminar zur Poetikvorlesung
(für Studierende)

Freitags 10:15-12:00 Uhr
Dozent: Anatol Heller