«Das Ministerium tötet die Künstler». Eine Schlagzeile, die dem montenegrinischen Kulturminister Valentino Kovačević alles andere als gelegen kommt, denn es ist keine beliebige Metapher. Kovačević hat trotz Warnungen die Performance einer Künstlerin besucht, die mit seinem Zutun vor Publikum tödlich verunglückt. Juristisch trifft ihn keine Schuld, doch alle setzen ihn unter Druck: dubiose Investoren, die orthodoxe Kirche, ein EU-Beamter, der Premierminister, seine Ex-Frau und der Kolumnist Stefan Bošković. Und dann stirbt auch noch Kovačevićs Vater. Im Spannungsfeld zwischen einem beruflichen und einem privaten Todesfall wird der Minister herumgewirbelt – vor sich die strahlende Perspektive auf Anstellung bei einer EU-Institution, hinter sich die dunklen Mächte patriarchaler und kirchlicher Vetternwirtschaft. Der Roman verwebt persönliche Rückblenden mit satirischen Einblicken in politische Prozesse, der Schriftsteller und Dramaturg Bošković schreibt schmissige Dialoge genausogut wie langsamere, lyrische Szenen. «Der Minister» (ETA Verlag 2024, aus dem Montenegrinischen von Elvira Veselinović) ist einer der ersten auf Deutsch veröffentlichten montenegrinischen Romane der Gegenwart und wurde 2020 mit dem Literaturpreis der EU und 2021 mit dem CEI Award for Young Writers ausgezeichnet .
Stefan Bošković (*1983 in Podgorica) ist Dramaturg am Montenegrinischen Nationaltheater und Dozent an der Fakultät für Darstellende Künste. Als Schriftsteller ist er für den pornografischen Roman «Šamaranje» (2014) und die Kurzgeschichtensammlung «Transparentne životinje» (2018) bekannt. Bošković ist auch in anderen Genres tätig, er hat Drehbücher für Theaterstücke, Spiel- und Kurzfilme, Sitcoms und Dokumentationen geschrieben und ist Gründungsmitglied einer alternativen Theatergruppe.
Moderation: Alida Bremer
Lesung: Aaron Hitz
Büchertisch: mille et deux feuilles – Buchhandlung zum Mittelmeer und mehr
Mit freundlicher Unterstützung der Landis & Gyr Stiftung
Das gesamte Programm auf einen Blick finden Sie im Flyer zum Festival.