Der russisch-ukrainische Krieg verstärkt in den baltischen Staaten, in denen grosse russische Minderheiten leben, schmerzhafte Erinnerungen sowie neue und alte Ängste. Mit der Unabhängigkeit von Estland, Lettland und Litauen in den 90er Jahren sind die russischstämmigen Einwohner dieser Länder von Besatzern zu einer Minderheit geworden, die in grosser Zahl geblieben ist, zum Teil ohne integriert zu sein. Wie positionieren sich die baltischen Gesellschaften und ihre Minderheiten in Zeiten eines wiederentfachten russischen Imperialismus? Wie können sie zu Gemeinschaften werden? Wie können sie vermeiden, dass die historischen Konflikte als Spaltkeile in der Gegenwart wirken? Neben den Autor*innen Maarja Kangro (Estland) und Laurynas Katkus (Litauen) ist die belarusische Wissenschaftlerin Iryna Kashtalian zu Gast – sie forscht zu Erinnerungskultur, individuellem und sozialem Gedächtnis und ist seit 2021 an der Uni Bremen assoziiert. Der Soziologe und Zeithistoriker Mischa Gabowitsch schreibt aktuell an einem Buch über das (post)sowjetische Kriegsgedenken, er moderiert das Gespräch.
Moderation: Mischa Gabowitsch
Büchertisch: mille et deux feuilles – Buchhandlung zum Mittelmeer und mehr
In Kooperation mit Debates on Europe