August 2006

Nicht so, mehr

von Markus Weil
Jahresthema: Bildbeschreibung
Monatsthema: Zu Gustave Caillebotte, «Badende am Ufer des Flusses Yerres»

Nicht so, mehr.

 

Komm – komm wir gehn.

Nein, ich bleibe.

Komm schon, geh mit mir.

Ich bleib lieber hier.

Na gut, dann bleib stehn. Ich gehe.

Ja, geh du nur.

Kommst du nach? – Später mein ich.

Mal sehn.

Mal sehn, mal sehn. Kommst du oder nicht?

Mal sehn, hab ich gesagt und jetzt geh schon. Ich bleibe. Schau ich geh mit den Füssen – ein bisschen.

Hast du mich lieb?

Wieso fragst du das?

Ob du mich lieb hast, frag ich.

Natürlich hab ich dich lieb.

Dann ist gut.

Wieso fragst du?

Ich wollte hören, wie du sagst, dass du mich lieb hast.

Aber das weißt du doch.

Ich wollte es hören.

Hm.

Was, hm?

Nichts.

Nun sag schon.

Ich versteh dich nicht.

Was?

Warum du fragst, ob ich dich lieb habe.

Ich hab es doch erklärt.

Aber dann ist es so, als wüsstest du es nicht.

Ich weiss es aber.

Liebst du mich?

Ja, ich liebe dich. Siehst du, jetzt hast du auch gefragt.

Ich wollte nur wissen, was du meinst.

Und?

Nichts und.

Verstehst du mich jetzt?

Nein.

Es ist schön hier. Komm doch auch.

Noch nicht.

Was?

Noch nicht.

Du verpasst was. Es ist schön kühl.

Mir ist nicht warm.

Du bist schön.
Hör auf damit.

Womit denn?

Du weisst schon.

Nein, weiss ich nicht.

Mit dem albernen Geschwätz.

Das ist doch kein Geschwätz. Du bist schön. Wie du so dastehst.

Wie steh ich denn da?

Hm. So scheu. Hm. So wasserscheu.

Ich bin doch nicht scheu.

Aber du siehst so aus – Ein bisschen.

Kommst du wieder raus?

Noch nicht.

Komm doch, mir ist kalt.

Setz dich etwas in die Sonne.

Hier ist keine Sonne. Ausserdem hab ich Angst.

Wovor denn?

Dass jemand kommen könnte.

Aber hier kennt dich niemand.

Nimmst du mich mit?

Wohin denn?

Wohin du gehst.

Ich gehe nirgends hin.

Aber irgendwo gehst du doch hin.

Nein. Ich laufe nur so rum.

Dann nimm mich mit.

Ich muss alleine sein.

Warum denn?

Damit sich meine Gedanken wieder ordnen können.

An was denkst du?
An nichts.

Warum willst du dann deine Gedanken ordnen?

Einfach so.

Einfach so?

Ja. Ich muss zur Ruhe kommen.

Warum setzt du dich nicht zu mir?

Ich kann nicht.

Dann geh ich.

Nein. Bleib doch.

Warum?

Weil ich dich liebe.

Hast du schon mal daran gedacht, wie es wäre, wenn du mich gar nicht lieben würdest?

Nein, wieso?

Das wäre ganz schrecklich für mich.

Aber ich liebe dich doch.

Es ist ja auch nur, wenn es so wäre.

Glaubst du mir nicht.

Doch.

Warum denkst du dann an so was?

Damit ich weiss, wie gut es mir geht.

Hm.

Wieso sagst du immer hm, wenn du etwas nicht verstehst?

Hm. – Weiss nicht?

Ich mache mir eben meine Gedanken.

Ich weiss.

Wie – du weisst?

Na, ich weiss, dass du dir deine Gedanken machst. Sind aber keine schönen Gedanken, wenn du dir so was vorstellst.

Aber sie sind nun mal da. Und sie machen doch das Leben schöner. Ich hab es doch besser als ich mir vorstellen kann.

Ja schon. Aber es ist doch traurig so zu denken.

Wie zu denken?

Na, mit dem was wäre, wenn es nicht so wäre.

Ist eben so.

Na dann.

Was dann?

Dann ist ja gut.

Warum sind wir hier?

Hier auf der Welt?

Nein. Wieso verstehst du mich immer falsch?

Ich weiss nicht.

Was weißt du nicht?

Warum ich dich immer falsch verstehe.

Ich meine hier am Fluss.

Kanntest du diese Stelle noch nicht?

Nein.

Na wir sind hier zum Baden.

Wirklich? Sonst nichts?

Sonst nichts.

Keine Hintergedanken.

Wie kommst du denn darauf?
Komm schon rein.

Nein, ich warte noch ein bisschen.

Ich komme.

Gut.

Freust du dich nicht.

Doch.

Siehst aber nicht so aus.

Ich geh schon mal rein.

He. Was ist denn los.

Nichts.

Sag schon.

Ach, du machst es mir manchmal so schwer.

Wieso denn das?

Wenn du erst nein sagst und dann ja.

Aber jetzt komm ich doch.

Ja, aber erst wolltest du nicht.

Ja und?

Nichts und. Jetzt denke ich, du kommst nur wegen mir.

Komm ich doch auch.

Ja, aber du sollst wegen dir kommen.

Hm.

Was hm.

Ich warte lieber doch noch ein bisschen.

Wieso denn das jetzt wieder.

Mir ist kalt.

Weil ich was gesagt habe.

Nein.

Na gut. Ich geh rein.
Gut. Ich warte. Geh du nur.

Ich komm gleich zurück.

Gut.

Schau mich nicht so an.

Wie schau ich dich denn an.

Als ob du mich lächerlich findest.

Ich finde dich aber nicht lächerlich.

Nein?

Nein. Du bist schön. Es ist schön wie du dich streckst.

Ja?

Willst du springen?

Nein.

Trau dich doch, es ist schön.

Nein ich strecke mich nur so.

Ich komme raus.

Bleib doch noch ein bisschen.

Wenn du nicht reinkommst, komm ich raus zu dir.

Ich geh rein.

Nein. Ich komm raus.

Na gut.

Du bist schön.

Ich liebe dich.

Bleib da, ich komme.