Sellum Minestik
Nicht gerade, wie die Furchen eines Kartoffelfeldes, sondern mehr wulstig zerfurcht, wie bei einem Gedärm. Und im Falle unseres lieben Franz W. ist es ja auch viel mehr aufs Absorbieren getrimmt, als aufs Produzieren. Ja, viel kann er nicht machen. Meistens ist er wie jetzt im Sellum Minestik installiert und zum Denken, oder besser Erinnern gezwungen. Das eingebaute Fensterchen in der hinteren Schädeldecke erlaubt es uns nicht nur, das Grosshirn zu bestaunen, nein, ein studiertes Auge sollte durchwegs in der Lage sein, auch den kleinen Zuteiler zu erkennen, welcher über das linke Ohr den Eingang in den Kopfraum findet und ins Grosshirn eindringt, – sehen Sie’s? Gleich da! – um dann, durch Wülste leider verdeckt, bei 2.3 cm Hirntiefe in den Hyppokampus zu münden, wo die gewünschten Erinnerungen abgelegt werden. In diesem Hirnareal werden sie für den Bruchteil einer Sekunde zwischengespeichert, bevor sie über ein Geflecht von unzähligen Synapsen in den präfrontalen Cortex schnellen und dann wie eine schwarze Sonne über Franzens Erinnerungsfirmament erscheinen.
Bitte beachten Sie was passiert, wenn wir ihm zum Beispiel diese Erinnerung hier einverleiben. Die Erinnerung besagt, dass seine Frau ihn mit einem anderen Mann betrogen habe. Mein Assistent ist auf diese amüsante Idee gekommen. Über den Zuteiler gelangt das Erinnerungs-Codon, wie es im Fachjargon genannt wird, nun über sein linkes Ohr in die grauen Zellen. Schauen Sie genau auf sein Gesicht, gleich wird er „sich erinnern“. Hahaha, schauen Sie, das wutverzerrte Gesicht, er schäumt geradezu vor Wut. Der liebe Franz, er ist eben ein Aufbrausender. Einmal konnte er gar einen Arm losreissen, wir haben uns darum für stärkere Fixierschnallen aus Leder entschieden.
Hat die verehrte Zuhörerschaft noch Fragen? Ja, bitte? Ja, Sie mit dem Cord-Jaquet! –
Nein, wir haben nicht vor, die Maschine global zu vertreiben. Wir sind hier ganz im Sinne der Wissenschaft tätig. Beleuchtet man die Sachlage der internationalen Vermarktung mit einem fokussierten Verstand, muss man auch zum Schluss kommen, dass dies wohl besser zu unterlassen ist. Stellen Sie sich vor, sie kommt in die falschen Hände! Falls dann keine weiteren Fragen sind, würde ich die geschätzte Studentenschaft gerne in den Nachmittag entlassen. Vielen Dank.