Oktober 2008

Stadtnacht Stadtmorgen

von Barbara Schuler
Jahresthema: Tagebuch
Monatsthema: ---

Komm schon, du kommst jetzt mit mir baden. Der Fluss am morgen, stell dir vor, wie erfrischend, weisch wie geil, einfach kurz reinspringen, dann noch einen Kaffee trinken, komm schon, zu müde, das ist eine Ausrede, ich wills einfach bald wissen, weisst du, er ist drinnen und falls du nicht mitkommst, ich geh dann auf den Zug, aber komm schon, lass ihn warten, er wird sich bei dir melden, ihr könnt am Abend etwas machen, weisst ja, willst gelten mach dich selten, Schatzi, ich sags dir ja aus Erfahrung, aber eben, musst selber wissen.

 

Wenn Sara mit mir ausgeht, wird es oft spät. Wenn Sara mit mir ausgeht, nimmt sie manchmal  Männer mit nach Hause. Wenn Sara mit mir ausgeht, nehme ich manchmal Männer mit nach Hause.

Heute geht Sara nach Hause, sie muss mit dem Zug in eine andere Stadt fahren. Sie hat nicht geschlafen diese Nacht. Ich habe nicht geschlafen diese Nacht. Ich schlafe am Morgen.

 

Sonnenaufgang am Samstagmorgen auf der Dachterrasse. Rolf, Stefan, Sara und ich. Schräg stehender Tisch, abgenutzes Holz, die rote Bank, die orangen Lochstühle,verrostet auch sie.

Sara hat sich ihre Sonnenbrille aufgesetzt. Sie hat sich die Nägel gefeilt. Ich habe mir meine Sonnenbrille auch aufgesetzt, obwohl ich mit dem Rücken zur Sonne sass, Rolf hat deswegen noch den Platz getauscht, er hat sich neben mich gesetzt.

Wir haben Whisky getrunken. Nebenan, im fünften Stock, ist ein Mann aufgestanden und hat eine Tüte Milch aus dem Kühlschrank genommen. Verschlafene Gestalt, Augenreiben, krummer Rücken, langsamer Griff zum Glas.

Die Kirchturmuhr schlug sieben Uhr. Noch waren die Strassen leer. Nur die Sonne, wir, unsere Flasche und zwei Gläser. Taubengurren.

Wir trafen uns in der kleinen Eckkneipe, die immer offen hat. Sie hat am längsten offen. Sie hat offen, bis es draussen hell wird. Die Kneipe war voll, Sara und ich waren auf dem Weg nach Hause, komm, wir trinken noch einen Schlummertrunk. Stefan kannte ich nicht gut, er ist der Freund eines Freundes, ich hatte mit ihm schon ein paar Worte gewechselt, Stefan stand an der Bar, ich winkte ihm zu, hallo wie gehts. Rolf stellte sich später zu uns, an diesen kleinen Stehtisch in der Mitte, er stand mir gegenüber, ich dachte, Sara, das ist ein Typ für dich, das ist dein Typ, ich dachte, genau so sieht er aus, ich redete mit ihm. Wir wurden irgendwann rausgeschmissen, wir machen das Lokal zu, es ist Zeit zu gehen, danke.

Ich nahm die Plastikgiraffe, die im Campari-Orange-Drink serviert wurde, mit nach draussen. Habe auf ihrem langen, neongelben Hals rumgebissen. Jetzt hängt sie bei uns am Anschlagbrett. Ein Bein ist weg, ich glaube, dass es irgendwann abfiel, irgendwann zwischen mir und dir, vielleicht hast du dieses gelbe, geringelte Plastikbein jetzt bei dir. Vielleicht hast du beim Kleider waschen später plötzlich einmal bemerkt, dass da etwas hängt. In deiner Hemdtasche, oder wie du sagst Hämp, ha, ich trage immer noch Hämmli, dieses gelbe kleine Bein, vielleicht also. Das als Unwissender nicht als Bein gilt, sondern als etwas, das abgebrochen ist, irgendwo. An einem Spielzeug, an einem Inhalt einer Kinderüberraschung, einem Schlüsselanhänger, einem Ohrring.

Hast vielleicht gedacht, was ist das schon, was kann das sein. Neongelbe Plastikgiraffe.

Draussen, war es hell. Draussen fragte uns jemand, ob wir wissen was das da am Boden sei. Das da am Boden waren weisse, kleine Papierfetzen, zerstreut, auf der Treppe beim Eingang liegend, am Boden, bei der Tramhaltestelle. Überall. Das ist Schnee von gestern, meinte der grossgewachsene, hagere Typ mit Hornbrille. Er lachte und fuhr mit seinem Fahrrad davon.

Schnee von gestern bist auch du heute, damals warst du Neuschnee. Neuschnee im November, der erste im Jahr, derjenige, auf den alle ungeduldig warten, Puder, über Nacht gefallen, eine weisse Erscheinung. Bedeckt wurde nur die Bergspitze, meine Bergspitze, berührt. Eine leichte, zarte  Decke, die schmilzt, wenn es warm wird, wenn der Tag beginnt, wenn es darum geht, zu bleiben, wer weiss das schon. Du, Schnee, kommst alle Jahre wieder.

Wir wussten nicht, wohin wir weiter ziehen sollten. Stefan wollte kurz in seine Wohnung gehen, dort noch ein Bier holen, wir können uns ja dann an den Fluss setzen. Sara war unschlüssig, ich mag sicher nichts mehr trinken, kiffen, ja das können wir noch. Rolf sagte nichts, er stand neben mir. Manchmal berührte er mich von der Seite, ich stand seitwärts zu ihm, er berührte mich an meiner Hüfte, rhythmisch, Berührung, was sagst du da, Berührung, du bist grösser als ich, Berührung, war das der Anfang.

Ich mag es nicht, wenn es heller wird, wenn ich draussen stehe und noch leicht betrunken den neuen Tag begrüsse. Die Dunkelheit, der schützende Mantel der Nacht, er fällt weg, er geht und ich stehe da, verletzlich, nackt. Wie eine Geburt, die Helligkeit, die Kälte, das Verlassen der Wärme, des Bekannten, weg, fort, gone. Die Betrunkenheit wirkt lächerlich, die Müdigkeit ausgestellt.

Wir liefen zur Kreuzung weiter. Rolf und Stefan kamen mit dem Fahrrad nach. Sara lehnte sich an mich an. Was machen wir jetzt. Ich hatte keine Lust, noch weit zu laufen, darum sagte ich, wir gehen auf unsere Dachterrasse. Später baden. Wir liefen los. Die Strassen waren leer,  Zeitungsausträger liefen uns über den Weg, die News des Tages lagen druckfrisch in ihren Händen. Ich nahm die Zeitung aus unserem Briefkasten mit in die Wohnung. Ich nahm dich mit in die Wohnung.

Wir nahmen die angefangene Whiskyflasche nach oben, zwei Gläser, eine Karaffe Wasser. Stiegen die knarrenden Treppen hoch, zum Dachstock, Rolf öffnete die liegende Tür, sie geht nach oben auf. Über den zerstörten Holzlattenrost liefen wir zum Tisch. Schräg stehender Tisch, abgenutztes Holz, die rote Bank, die orangen Lochstühle,verrostet auch sie. Stefan war ziemlich betrunken, nahm als Erster gleich wieder einen Schluck Whisky. Rolf nahm ebenfalls einen kleinen Schluck und reichte mir das Glas. Sara sagte, ich bringe keinen Schluck mehr runter und lachte. Sagte, Maria, Schätzchen, bei uns wird es immer spät, oder eben früh, wie man es nimmt, das ist ja unglaublich.

 

Wenn Sara mit mir ausgeht, wird es oft spät. Wenn Sara mit mir ausgeht, nimmt sie manchmal  Männer mit nach Hause. Wenn Sara mit mir ausgeht, nehme ich manchmal Männer mit nach Hause.

 

Sara hatte keine Lust mit Stefan etwas anzufangen. Das wusste ich von Anfang an. Sie hat mich noch am Vorabend um Rat gefragt, kann ich Manuel diese Karte schicken, was denkst du, ist das zu aufdringlich, wird er sich freuen. Ja, schick sie ab, klar doch, die Karte ist schön gemacht, eine selbst gemachte Karte, ich würde mich freuen, ganz klar, mach es. Hab mit ihr die Karte eingeworfen, gleich an der Ecke bei uns, beim Zebrastreifen, es war rot, der gelbe Briefkasten hing an dieser rosa Wand, an der stark befahrenen Strasse, bei uns an der Ecke, drei, zwei eins und weg.

Manuel hat sich später nicht mehr gemeldet. Ficken ist einfach zu einfach. Sagt Sara, einfacher als mit jemandem anständig ein Bier zu trinken.

Sara hat Manuel eine Woche vorher an einem Fest getroffen und ihn nach Hause genommen. Ein fremder Körper, ein paar Illusionen, eine Nacht.

Alles was danach kommt, ist schwierig. Sara sagt, weisst du, das stecke ich heute schnell weg. Es sind andere Geschichten, die ich mit mir herumtrage, das ist einfach so.

Stefan wurde aggressiv. Er hätte Rolf beinahe die leere Karaffe an den Kopf geschlagen. Er hielt Rolf drohend das Glas vor den Kopf, er stand dazu schnell auf. Wie eine Keule hielt er die Karaffe in der Hand, eine richtig schöne Keule, Feindstellung, Kampfhaltung, Angriff, Zögern. Er schlug sie ihm nicht an den Kopf. Er setze sich wieder.

Die Stimmung kippte kurz zuvor. Rolf lehnte sich offensichtlich in meine Richtung. Sara feilte sich ihre Nägel und berührte mit ihren Füssen meinen Stuhl. Sie hüllte sich in die Decke und strafte Stefan mit einem fragenden Blick. Nein, sicher werden wir hier nicht ein Gruppenkuscheln machen, du kannst die Decke gerne haben, ich habe keinen Bedarf, danke.

Ich sagte, willst du nicht Brötchen holen gehen, Stefan, Zigaretten könntest auch gleich bringen. Das war einfach dahin geredet, schnell gesagt, ich hätte auch Sara oder Rolf sagen können, es war unangebracht, das realisierte ich nach dem Ausbruch, nach der kurzen Stille, nach der ermüdenden Diskussion.

Stefan griff mit Wörtern um sich, das kam leider nicht an. Es machte ihn noch aggressiver. Er sagte, Rolf dein Schwanz ist kleiner als der eines Afrikaners. Augenrollen, ist gut jetzt. Wir sprachen nicht über Schwänze, wir sprachen nicht über Afrikaner, ich strich mir Sonnencreme ein, sagte, das riecht nach Sommer und Ferien, ich liebe diesen Geruch, sprayte Rolf einen Kreis auf seinen Unterarm, er sagte, das stinkt, du riechst doch einfach eine Urlaubsliebe da, warst du nicht in Indien. Indien ist nicht Afrika, in Afrika war ich fünf Sommer vorher, ich hatte nie etwas mit einem Afrikaner.

Sara sagte nichts mehr. Sie schaute mich an.

Stefan konnte nicht klein beigeben, ihr versteht nicht einmal meinen Humor, das verstehe ich nicht, was ist das Problem, sagt mir doch, was euer verdammtes Problem ist.

Ich sagte, deine Witze sind nicht angekommen, wie du vielleicht wolltest, jetzt versuchst du die Situation zu retten, wir haben kein Problem.

Rolf redete auf Stefan ein, schau, du hast jetzt einfach ein paar Bemerkungen gemacht, die nicht hätten sein müssen, ist schon gut jetzt und lass sein. Ist uns allen schon mal passiert, easy.

Stefan wollte nicht begreifen. Stefan begriff nicht. Stefan hielt Rolf drohend das Glas vor den Kopf, er stand dazu schnell auf. Wie eine Keule hielt er die Karaffe in der Hand, eine richtig schöne Keule, Feindstellung, Kampfhaltung, Angriff. Zittern. Kurze Stille.

 

Stefan setzte sich wieder.

Sara stöhnte. Es wird anstrengend, ich möchte hier einfach diesen Morgen geniessen, mich mit Menschen streiten, die ich kaum kenne, mag ich nicht. Ich gehe sonst.

Wenn jemand geht, dann Stefan, das kam von Rolf, das kam sehr direkt, leicht genervt nun. Stefan wiederholte sich. Seine blauen Lippen bebten leicht, seine Augen kniff er zusammen, die Sonne strahlte ihm ins Gesicht. Er sah schlecht aus. Er machte mir Angst. Ich  verstehe  euch  nicht,  ihr habt  ein  Problem  wenn  ihr  nicht  mal  über  solche  Bemerkungen  lachen  könnt.

Wir wiederholten uns. Alle. Irgendwie. Kamen nicht weiter.

Nur Rolfs Arm lag nun auf meiner Stuhllehne. Unsere Schultern berührten sich. Seine Hände umfassten meine Hände, umklammerten meinen Handrücken, kurzer Druck seinerseits, ich drückte zurück. Fuhr ihm über seine Handinnenfläche, mit meinem Mittelfinger, bis zur Fingerspitze, seine Nägel waren kurz geschnitten. Er hatte sportlich kurze Hände, junge Hände für sein Alter, sie erinnerten mich an Mario. Mario ist eine alte Geschichte, Ähnlichkeit ergibt immer eine Vertrautheit, das ist irreführend, irgendetwas fühlte ich, Sonne im Rücken, unsere Hände zusammen. Marios Hände waren drahtiger.

Sara grinste kurz zu mir hinüber, in einem Moment, als Stefan und Rolf miteinander redeten. Wisst ihr, sagte Rolf später, wir haben uns schon Rippen und Mittelfinger gebrochen, solche Auseinandersetzungen kommen vor. Wir kennen uns zu gut.

Stefan verabschiedete sich, nachdem er kurz unten in der Wohnung auf Toilette war, er sagte, ich habe letzte Nacht schon fast nichts geschlafen, es wird Zeit zu gehen, ich bin eine wandelnde Leiche, tschüss.

Die Sonne schien stärker nun, Sara zog ihre Jacke aus, von unten hörte man die vorbeifahrenden Autos, die Stadt war wach, Menschen trugen ihre samstäglichen Einkäufe nach Hause, sie trugen schwer.

Rolf hielt seine Hand immer noch in meiner, er fuhr mir über den Unterarm, bis zur Armbeuge und zurück.

Wir waren müde, Autohupen, Busatmen, Töffsurren.

 

Sara und ich rauchten nach unserem Kaffee in der Küche noch eine Zigarette auf dem kleinen Balkon im Wohnzimmer. Die Zigaretten hatte Rolf geholt, Stefan war da schon gegangen, er brachte sie uns auf die Dachterrasse mit frischen Brötchen vom Shop nebenan, da waren wir noch oben, seine Hände hielt er schon in meinen.

Komm schon, du kommst jetzt mit mir baden. Der Fluss am morgen, stell dir vor, wie erfrischend, weisch wie geil, einfach kurz reinspringen, dann noch einen Kaffee trinken, komm schon, zu müde, das ist eine Ausrede, ich wills einfach bald wissen, weisst du, er ist drinnen und falls du nicht mitkommst, ich geh dann auf den Zug, aber komm schon, lass ihn warten, er wird sich bei dir melden, ihr könnt am Abend etwas machen, weisst ja, willst gelten mach dich selten, Schatzi, ich sags dir ja aus Erfahrung, aber eben, musst selber wissen.

Ich war zu müde. Ich wollte bei Rolf bleiben. Sara, sagte ich, Tram fahren jetzt, in dieser Müdigkeit, das schaffe ich nicht, wir müssten durch die ganze verdammte Stadt fahren für unseren Fluss, das ist mir zuviel. Sorry.

Sara verabschiedete sich, sie drückte mich lange, viel Spass flüsterte sie und lass von dir hören dann.

Rolf und ich sassen in der Küche, er nahm meine Hände, sagte, wir beiden, lächelte.

Er küsste mich, wir hockten auf unseren gelben Stühlen, unsere Knie berührten sich, er legte seine Hände auf meine Knie, ich dachte nicht an Mario, Ähnlichkeit ergibt immer Vertrautheit, vielleicht war es doch der Grund, weshalb ich ihn bleiben liess.

Im Zimmer standen wir neben meinem Bett, ich küsste ihn, er war ein bisschen kleiner, das störte nicht, nicht jetzt, küsste ihn weiter, fuhr ihm mit meinen Lippen über die Wange, leichtes Beissen, weiter zu seinem Ohr, Kopf in den Nacken, seine Hände fuhren über meine Taille, mein schwarzes, älteres, abgegriffenes Leinenkleid krallte er zusammen, er fuhr mir mit dem zusammengekrallten Leinenstoff in seinen Händen über meinen Arsch, ich ging leicht in die Knie, mein linkes Bein zwischen seinen schwarzen Jeansbeinen, rhythmisches Wippen, Küssen, Arme verschlingen. Ich fuhr ihm über den Rücken, sein blaues Hämp fühlte sich gut an auf seiner Haut, da hat es bestimmt Viscose drin, dachte ich noch, er hat Stil, Männer mit Hämpen, die sich auf der Haut angenehm anfühlen, Männer die sich darum kümmern, dass sich die Materialien gut auf ihrer Haut anfühlen, haben Stil, verdammte Viscose, Viscosetypen sind selten,Viscosetypen sind gute Liebhaber, ich fuhr ihm unter sein Hämp, strich am Gürtel entlang nach vorne. Durch seine schwarzen Jeans fühlte ich seinen erregten Schwanz, ich fuhr ihm über seinen Schwanz, dein Schwanz ist kleiner als der eines Afrikaners, ich musste lachen, ich hatte noch nie einen Schwanz eines Afrikaners in meinen Händen.

Rolf fuhr mir über die Brüste. Wir lagen auf unseren Knien auf meinem Bett, ich legte meinen Kopf auf den handgestickten Kissenbezug den ich Jahre zuvor am Sonntagsmarkt in Luang Prabang gekauft hatte, obwohl ich immer daran zweifelte, ob es wirklich handgestickt war, zehn Menschen sind darauf gestickt, sie alle arbeiten, sie sind auf dem Feld, ernten und säen, sie füttern Tiere, ich habe den Kissenbezug schon oft gewaschen, die Farben sind noch so intensiv wie am Anfang, Rolf gefiel es, das sagte er kurz vor dem Gehen, ich legte meinen Kopf auf dieses Kissen, er fuhr von den Brüsten nun abwärts, streichelte meinen Bauch durch den alten, dünn gewordenen Leinenstoff, er fuhr mir zwischen die Beine, ich war erregt, ich trug meinen Bikini noch, das merkte ich in diesem Moment, blau weiss ineinander gehende Rhomben, zwei Sommer alt, aber immer noch schön, ich war feucht.

Rolf zog mir mein Leinenkleid aus, ich half ihm, er stülpte das Kleid über meinen Kopf, schmiss es ans Bettende, ich machte mich an seinem Gürtel zu schaffen, wir hatten den gleichen, einen alten Armeegürtel des Vaters, schönes Leder, altes Leder, er half mir seine Hose aus zu ziehen, unsere halbnackten Körper nah wie die Rhomben auf meinem Bikini. Ich spürte seinen Schwanz, seinen erregten Schwanz an meinem rhombenverzierten Schoss, er fuhr mit seinen Fingern nun in mich, leises Stöhnen, lautes Atmen. Ich hielt seinen Schwanz in meinen Händen, sein Schwanz hatte eine schöne Grösse, ich mochte seinen Schwanz auf Anhieb. Leises Stöhnen, lautes Atmen, unsere Beine verschlangen sich, er küsste mich, er konnte gut küssen, er streifte mir meine Bikinihose vom Körper, er zog oben am Bikinioberteil, an den Schnüren zog er, das Oberteil war weg, ich war nackt und streifte seine Boxershorts ab. Die Sonne schien in Streifen in das Zimmer, grau gelb grau gelb, die Rollläden waren nicht ganz herunter gelassen, die Streifen zogen sich über unsere nackten Körper die sich rhythmisch bewegten, er fragte, hast du Kondome da. Ich wühlte in meiner grünen Kommode, ich hatte vor Kurzem eine Packung gekauft. Kondome sind kapselverpackt, wie zusammengedrückte Kafferahmkapseln, nur eben grau und verbreitert und zusammengedrückt, daran dachte ich, ich musste lachen und sagte ihm, Kafferahmkapseln und Kondomkapseln, es besteht eine gewisse Ähnlichkeit in der Form, Kafferahmkondomkapseln, ich mag dieses Wort, wir lachten, nahmen Erdbeere. Kesse Katamaria, Kafferahm wie Kondome, ich will dich jetzt, flüsterte Rolf in mein Ohr, er knabberte an meinem Ohrläppchen, fuhr mit der Zunge in meine Ohrmuschel, lautes Atmen, leises Stöhnen. Ich nahm das Kondom aus der Packung, ich streifte ihm das Kondom über seinen steifen Schwanz. Er fuhr mit seinen Fingern in meinen nassen Schoss, ich gab mich diesen geübten Fingern hin, schloss meine Augen, lautes Stöhnen, rhythmisches Bewegen, die Arme warf ich zurück, in die zehn arbeitenden Laoten, in ihre Tiere, in das handgestickte Dorf, dessen Handarbeit ich bezweifelte, meine Hände berührten die Wand, während seine gewandten sich rhythmisch tiefer gruben, sie bohrten sich in meinen Schoss.

Grau gelb grau gelb die Streifen auf unseren Körpern, ich spürte seinen Schwanz in mir, ich mochte seine Grösse, wir wurden eins, rhythmisches Bewegen, grau gelb, grau gelb die Streifen auf unseren schwitzenden Körpern, lautes Stöhnen, ich schaute ihm ins Gesicht, Stossen, Anspannung, konzentrierte Anspannung, er roch gut, seine Poren öffneten sich, wie ich mich öffnete, ich gab mich ihm hin, grau gelb, grau gelb die zitternden, zuckenden Streifen auf unserem Schweiss, immer schneller zuckten unsere Körper, Stossen, Bewegen, grau gelb, grau gelb rhomboides Verschmelzen, explodieren

Jetzt hämmers eus aber au nu gäh, sagte Rolf schweissnass, ja, wir haben es uns gegeben, in dieser Morgensonne, in dieser städtischen Samstagmorgensonne, die Autos fuhren unten von Ampel zu Ampel, sie gaben Vollgas, so wie wir ineinander still wurden.

Ich schlief ein, am Nachmittag hörte ich Rolfs Handy läuten, es läutete auf meinem Bettkasten, Rolf nahm nicht ab, er stellte sein Handy lautlos, sagte, bald muss ich los, ich habe heute noch ein  Gespräch, welches Gespräch fragte ich, das möchte ich nicht sagen, warum nicht, hast du Geheimnisse. Rolf sagte, ich habe ein schwieriges Gespräch, ich werde mich mit einer Frau treffen, sie hat sich, na ja, sie hat sich in mich verliebt, das muss ich heute klären, ich mache das nicht gerne, weisst du.

Ich dachte, verdammte Viscosetypen, Viscostypen sind gefährlich, Viscosetypen sind gute Liebhaber, während Rolf sich duschte, roch ich nochmals an seinem Hämp, ich fand den Materialzusammensetzungszettel, Viscose dreissig Prozent, Rolf roch ich Wochen später an meinem linken Daumen, ich schrieb ihm, jetzt rieche ich dich gerade an meinem linken Daumen, zu diesem Zeitpunkt hinterliess er schon das dritte Mal seinen Geruch in meinem Laken, in meinem handgestickten Kissen aus Laos, dessen Handarbeit ich bezweifelte, damals, am späten Nachmittag schrieb ich Sara eine Kurzmitteilung, Schätzchen, Rolf ist ein Viscosetyp, ich bin schwimmen gegangen im Fluss, wir telefonieren, Kussi, Maria und liess mich in meinem rhombenverzierten Bikini auf dem Holzsteg trocknen.

 

Wenn Sara mit mir ausgeht, wird es oft spät. Wenn Sara mit mir ausgeht, nimmt sie manchmal  Männer mit nach Hause. Wenn Sara mit mir ausgeht, nehme ich manchmal Männer mit nach Hause.