«Woke» hat sich seit einigen Jahren auch im deutschen Sprachraum als Synonym für politische Korrektheit und progressives Denken etabliert. Die Wokeness-Bewegung wird mit linken Ideologien in Verbindung gebracht und oftmals mit ihnen gleichgesetzt. In ihrem neusten Werk «Links ist nicht woke» (Hanser 2023, aus dem Englischen von Christiana Goldmann) setzt sich die amerikanische Philosophin Susan Neiman hiermit auseinander. Als langjährige überzeugte Linke argumentiert die Leiterin des Potsdamer Einsteinforums in dieser Kritik bissig und witzig gegen die Vermischung der Begriffe «woke» und «links». Grundprinzipien der linken Politik – ein Bekenntnis zum Universalismus, der Glaube an die Möglichkeit des Fortschritts und die klare Unterscheidung zwischen Macht und Gerechtigkeit – sind ihrer Meinung nach in der Wokeness-Bewegung zu grossen Teilen untergegangen. Neimans Essay beschäftigt sich schlagfertig mit dieser komplexen Thematik und regt zur Diskussion an. Das Gespräch mit ihr führte die Philosophin und Moderatorin Barbara Bleisch.