Writers in Residence

Seit Dezember 2010 bieten das Literaturhaus Zürich, der Verein «Writers in Residence» und die Stiftung PWG, mit Unterstützung von Stadt und Kanton Zürich, eine Writers-in-Residence-Wohnung an.  Seit Juli ist mit Adania Shibli als 26. Writer in Residence eine der bedeutendsten palästinensischen Autorinnen in Zürich.

Leben und Werk

Die palästinensische Autorin, Essayistin und Wissenschaftlerin wurde 1974 geboren und lebt und arbeitet in Deutschland und Palästina. Sie hat in Jerusalem, London und Berlin studiert und hat ein PhD in Media and Cultural Studies von der University of East London. Sie hat drei Romane auf Arabisch publiziert, die allesamt ins Englische, Französische und Italienische und über 15 weitere Sprachen übersetzt worden sind. Mit «Eine Nebensache» (Berenberg 2022) kam letztes Jahr nun erstmals eines ihrer Werke in deutscher Übersetzung heraus, schaffte es auch gleich auf die Shortlist für den Internationalen Literaturpreis des Hauses der Kulturen der Welt in Berlin und erhielt im Juni 2023 den LiBeraturpreis.

Adania Shiblis Romane sind tiefgründige Erkundungen der komplexen Themen Identität, Erinnerung und Vertreibung. Bereits «Masaas» (2002), der bei Actes Sud unter dem Titel «Reflets sur un mur blanc» (2004) veröffentlicht wurde, leistet auf gerade einmal 128 Seiten Grosses: Der prismatische Roman ist ein elaboriertes Spiel mit Winkeln und Spiegeln, in dem sich in kleinen Schritten das Bild einer Welt aufbaut, die zugleich fremd und vertraut ist. Und es ist ein emblematischer Text für eine neue palästinensische Schreibweise, die sich von der kollektiven Geschichte entfernt, um die Intimität und den Augenblick der Dinge des Lebens zu beobachten. Spätestens mit ihrem zweiten Roman, der in englischer Übersetzung unter dem Titel «We Are All Equally Far from Love» (Clockroot Books 2012, Original 2004) wurde deutlich, dass wir es mit einer einzigartigen neuen Stimme in der arabischen Literatur zu tun haben.

Adania Shiblis dritter Roman «Eine Nebensache» erschien 2017 im arabischen Original und wurde als erster ihrer Texte nun auch ins Deutsche übersetzt (Berenberg 2022, aus dem Arabischen von Günther Orth). Wer den brillant geschriebenen Roman liest, «versteht sofort, dass hier eine radikale literarische Kraft am Werk ist» (Katharina Teutsch, FAZ).

Veranstaltungen

Adania Shibli trat im September im Literaturhaus auf:

Fernab des Alltags

Wechselnde Autor*innen aus aller Welt können sich hier in Ruhe jeweils während eines halben Jahres auf ihr Schreiben konzentrieren.

Die bisherigen Gäste:

  • Olli Jalonen (Finnland)
  • Kiran Nagarkar (Indien)
  • Aslı Erdoğan (Türkei)
  • Ángela Pradelli (Argentinien)
  • Sreten Ugričić (Serbien)
  • Girgis Shoukry (Ägypten)
  • Noémi Kiss (Ungarn)
  • Teju Cole (USA/Nigeria)
  • Tamta Melashvili (Georgien)
  • Xiaolu Guo (England/China)
  • Tadeusz Dabrowski (Polen)
  • Shumona Sinha (Indien/Frankreich)
  • Viktor Martinowitsch (Weissrussland),
  • Ken Bugul (Senegal),
  • Hernán Ronsino (Argentinien)
  • Bae Suah (Südkorea)
  • Georgi Gospodinov (Bulgarien)
  • Aura Xilonen (Mexiko)
  • Maaza Mengiste (Äthiopien/USA)
  • Christos Chryssopoulos (Griechenland)
  • Lana Bastašić (Kroatien)
  • Sjón (Island)
  • Djaimilia Pereira de Almeida (Portugal/Angola)
  • Josephine Rowe (Australien)
  • Khaled Khalifa (Syrien)

Kuration 2010-2013: Beatrice Stoll

Kuration 2013-2024 (1. Halbjahr): Gesa Schneider

Projektleitung: Pablo Assandri

Zur Debatte um Adania Shibli

Am 20. Oktober 2023 anlässlich der Frankfurter Buchmesse hätte Adania Shibli für «Eine Nebensache», das Buch war auf der Shortlist für den Internationalen Literaturpreis des Hauses der Kulturen der Welt in Berlin, der «LiBeraturpreis 2023» verliehen werden sollen.
Aufgrund der Terroranschläge der Hamas gegen Israel am 7. Oktober 2023 wurde die Preisverleihung abgesagt.
Medienspiegel zur Debatte: