Seit Dezember 2010 bieten das Literaturhaus Zürich und die Stiftung PWG, mit Unterstützung von Stadt und Kanton Zürich, eine Writers-in-Residence-Wohnung an. Im Febuar 2025 erwarten wir unseren 29. Writer in Residence Jean D’Amérique.
Leben und Werk
Der Rapper, Lyriker, Dramatiker und Romancier mit Jahrgang 1994 wurde in Côte-de-Fer in Haiti geboren, studierte Philosophie und Psychologie und kam vom Rap zur Poesie und Literatur. Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wie zum Beispiel dem Prix de Poésie de la Vocation für seinen Gedichtband «Nul chemin dans la peau que saignante étreinte» (Cheyne 2017) oder dem Prix Jean-Jacques Lerrant für sein Theaterstück «Cathédrale des cochons» (Éditions Théâtrales 2020). Neben seiner Tätigkeit als Schriftsteller ist er Begründer und Leiter des internationalen Lyrikfestivals Transe Poétique in Porte-au-Prince und hat zusammen mit dem Kollektiv Loque Urbaine die Lyrikzeitschrift Davertige ins Leben gerufen. «Soleil à coudre» (Actes Sud 2021) ist sein erster Roman und zugleich sein erstes Werk, das auch in deutscher Übersetzung von Rike Bolte gerade erschienen ist, nämlich unter dem Titel «Zerrissene Sonne» (Litradukt 2024). Jean D’Amérique lebt und arbeitet in Port-au-Prince und Paris.
Sein erster Roman «Soleil à coudre» (Actes Sud 2021, auf Deutsch als «Zerrissene Sonne» soeben bei Litradukt erschienen), ist eigentlich eine poetische Prosa, die in mehrere Orte und Handlungen unterteilt ist und verschiedenen Charakteren folgt. Erzählerin und Protagonistin des Romans ist Tête Fêlée, ein junges Mädchen, das in der Cité de Dieux festsitzt, dem von massloser Gewalt geprägten Slum von Porte-au-Prince, als ihr Herz vor Verlangen nach ihrer Schulkameradin explodiert. Sie empfindet einen Schwindel erregenden Schwall von Emotionen, den sie nur mit Mühe in einem Brief wiedergeben kann, der zerrissen und immer wieder neu geschrieben wird. Wie in den Gedichten und Theaterstücken von Jean D’Amérique geht es auch in seinem Roman um Irrfahrten, Migration und die Erfahrung von Gewalt in der Stadt. Und um die Frage, wie man sein Leben inmitten dieser Umgebung aufbaut, wie man überleben kann. Als Vorwort zu seinem Roman steht ein Satz des 1996 in Las Vegas ermordeten Rappers Tupac Shakur: «Werde ich bis zum Morgengrauen überleben, um die Sonne zu sehen?»
Veranstaltungen
Jean D’Amérique wird am Montag, 3. Februar 2025, im Literaturhaus Zürich aus seinem soeben auf Deutsch erschienenen Roman «Zerrissene Sonne» (Litradukt 2024) vorlesen und über sein Schreiben erzählen. Ein erster Auftritt wird bereits am 22. Februar 2025 im Rahmen der Tage internationaler Literatur zum Thema «Arm und Reich» stattfinden. Gemeinsam mit dem lokalen Live-Elektroniker Bit-Tuner wird Jean D’Amérique im Cabaret Voltaire eine Kostprobe seines Sprechgesangs geben.
Fernab des Alltags
Wechselnde Autor*innen aus aller Welt können sich hier in Ruhe jeweils während eines halben Jahres auf ihr Schreiben konzentrieren.
Die bisherigen Gäste:
- Olli Jalonen (Finnland)
- Kiran Nagarkar (Indien)
- Aslı Erdoğan (Türkei)
- Ángela Pradelli (Argentinien)
- Sreten Ugričić (Serbien)
- Girgis Shoukry (Ägypten)
- Noémi Kiss (Ungarn)
- Teju Cole (USA/Nigeria)
- Tamta Melashvili (Georgien)
- Xiaolu Guo (England/China)
- Tadeusz Dabrowski (Polen)
- Shumona Sinha (Indien/Frankreich)
- Viktor Martinowitsch (Weissrussland),
- Ken Bugul (Senegal),
- Hernán Ronsino (Argentinien)
- Bae Suah (Südkorea)
- Georgi Gospodinov (Bulgarien)
- Aura Xilonen (Mexiko)
- Maaza Mengiste (Äthiopien/USA)
- Christos Chryssopoulos (Griechenland)
- Lana Bastašić (Kroatien)
- Sjón (Island)
- Djaimilia Pereira de Almeida (Portugal/Angola)
- Josephine Rowe (Australien)
- Khaled Khalifa (Syrien)
- Adania Shibli (Deutschland/Palästina)
- Sayaka Murata (Japan)
- Laksmi Pamuntjak (Indonesien)
Kuration 2010-2013: Beatrice Stoll
Kuration 2013-2024 (1. Halbjahr): Gesa Schneider
Kuration seit zweiter Hälfte 2024: Nicola Steiner
Projektleitung: Pablo Assandri